Handlungsbedarf Energiewende Expertenkommission

Handlungsbedarf Energiewende Expertenkommission

Letztes Update: 28. Juni 2024

Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring sieht politischen Handlungsbedarf in nahezu allen Bereichen der Energiewende. Fortschritte gibt es beim Ausbau der erneuerbaren Energien, aber die Energiewende-Ampel steht in den meisten Dimensionen auf Gelb. Weitere Anstrengungen sind nötig.

Expertenkommission: Energiewende weiter mit Handlungsbedarf

Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring sieht politischen Handlungsbedarf in nahezu allen Bereichen der Energiewende. Zwar gibt es Fortschritte, insbesondere beim Ausbau der erneuerbaren Energien, dennoch steht die von der Kommission aufgestellte Energiewende-Ampel in den meisten Dimensionen zusammenfassend auf Gelb.

Aktueller Stand der Energiewende

„Eine sichere und preisgünstige Energieversorgung bei gleichzeitiger Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland bis 2045 ist kein Selbstläufer“, fasst der Kommissionsvorsitzende Prof. Dr. Andreas Löschel zusammen. „Insbesondere beim Aus- und Aufbau der Netze für Strom und Wasserstoff sowie bei der Schaffung der passenden Rahmenbedingungen für die Energiewende sind weitere Anstrengungen nötig.“

Die Bundesregierung hat 2011 für das Monitoring der Energiewende eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt. Die Mitglieder der Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring, Prof. Dr. Andreas Löschel (Vorsitzender), Prof. Dr. Veronika Grimm, Dr. Felix Matthes und Prof. Dr. Anke Weidlich haben heute ihren aktuellen Monitoringbericht Herrn Staatssekretär Dr. Philipp Nimmermann im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz übergeben.

Fortschritte bei der Energiewende erkennbar

Eine positive Entwicklung bescheinigt die Expertenkommission insbesondere dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Im Jahr 2023 stammte etwas mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms (51,6 Prozent) aus erneuerbaren Quellen, was einer deutlichen Steigerung gegenüber dem Vorjahr (46,2 Prozent) entspricht. Die größten Zuwächse gab es bei der Stromerzeugung aus Windenergie und Photovoltaik.

„Wichtige Bedingungen für den Kohleausstieg sind der weitere und beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien, der Zubau regelbarer Gaskraftwerke, deren Betrieb mittelfristig mit Wasserstoff möglich sein muss, sowie der Aus- und Aufbau der Netze für Strom und Wasserstoff“, stellt Dr. Felix Matthes fest. „Bei den absehbaren CO2-Preisen dürfte dann der Kohleausstieg im Wesentlichen marktgetrieben stattfinden.“

CO2-basierte Energiepreisreform

Schließlich begrüßt die Expertenkommission die Senkung der Stromkosten durch die Bundesregierung, die durch die Umfinanzierung der EEG-Umlage und die Absenkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe umgesetzt wurde. Gleichzeitig empfiehlt die Expertenkommission, die Stromsteuer auch für die anderen Verbrauchergruppen dauerhaft abzusenken.

„Dies sollte im Rahmen einer CO2-basierten Energiepreisreform geschehen, bei der die Umlagen und Abgaben auf Strom gesenkt werden und dies mit einer höheren CO2-Bepreisung fossiler Energieträger gegenfinanziert wird“, erläutert Prof. Dr. Anke Weidlich. „Das schafft Anreize, den Verbrauch fossiler Energieträger zu reduzieren und den Umstieg auf erneuerbare Energien zu fördern. Es fördert insbesondere die verstärkte Elektrifizierung, etwa durch Wärmepumpen für Gebäudeheizungen, Elektroautos im Verkehr und neue Prozesstechnologien in der Industrie.“

Weiterer Handlungsbedarf bei der nachhaltigen Transformation

Insbesondere beim Ausbau der Stromnetze, als eine der zentralen Voraussetzungen für den erfolgreichen Ausbau der erneuerbaren Energien und für das Erreichen der Klimaschutzziele, sieht die Kommission dringenden Handlungsbedarf: „Der Prozess zur Entwicklung einer gemeinsamen langfristigen Systementwicklungsstrategie (SES) zur Vereinheitlichung der Netzplanungsprozesse für Strom, Gas und Wasserstoff ist zu begrüßen. Zukünftig sollte jedoch auch das benötigte CO2-Netz in die Überlegungen zur Systementwicklungsstrategie dringend einbezogen werden“, sagt Prof. Dr. Veronika Grimm. „Die Kosten des Netzausbaus könnten gesenkt werden, indem bei der Umsetzung von Gleichstromprojekten Freileitungen vorgesehen werden, statt wie bisher Erdkabeln den Vorrang einzuräumen.“

Wasserstoff als Schlüssel zur Energiewende

Die Expertenkommission betont, dass die Bundesregierung angesichts des hohen zukünftigen Bedarfs an Wasserstoff die Wasserstoffbeschaffung und den Aufbau globaler Handelsplattformen vorantreiben muss. Dabei sollte eine ausreichende Diversifizierung der Importe von Anfang an mitgedacht werden.

„Wasserstoff wird eine zentrale Rolle in der zukünftigen Energieversorgung spielen“, so Prof. Dr. Veronika Grimm. „Es ist daher entscheidend, dass Deutschland frühzeitig die Weichen stellt, um eine stabile und nachhaltige Wasserstoffversorgung sicherzustellen. Dies umfasst sowohl die heimische Produktion als auch die internationale Zusammenarbeit.“

Handlungsbedarf Energiewende Expertenkommission: Fazit und Ausblick

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Expertenkommission trotz der erkennbaren Fortschritte weiterhin erheblichen Handlungsbedarf sieht. Die Energiewende ist ein komplexes und langfristiges Projekt, das kontinuierliche Anpassungen und Optimierungen erfordert.

„Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen sind es auch“, betont Prof. Dr. Andreas Löschel. „Mit den richtigen politischen Rahmenbedingungen und einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und Innovation kann Deutschland seine Klimaziele erreichen und gleichzeitig eine sichere und bezahlbare Energieversorgung gewährleisten.“

Es bleibt abzuwarten, wie die Bundesregierung auf die Empfehlungen der Expertenkommission reagieren wird. Klar ist jedoch, dass ohne weitere Maßnahmen und Investitionen die Energiewende nicht im gewünschten Tempo und Umfang voranschreiten wird.

Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um die Weichen für eine erfolgreiche und nachhaltige Energiewende zu stellen. Dabei wird es darauf ankommen, alle Akteure – von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu den Verbrauchern – einzubinden und gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

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