Letztes Update: 14. Mai 2024
Denkmalgeschützte Gebäude Photovoltaik: Die fast 160 Jahre alte Kirche St. Antonius in Dersum macht jetzt aus Sonnenlicht Strom und zeigt, wie Denkmal- und Klimaschutz vereinbar sind. Durch innovative Integration von Photovoltaik-Elementen wurde eine nachhaltige Lösung geschaffen.
Es werde Licht: Für Pfarrer Detlef Perk und Kirchenvorstand Christoph Ahlers kommt dem Bibelwort inzwischen auch eine ganz irdische Bedeutung zu. Denn die fast 160 Jahre alte Pfarrkirche St. Antonius im emsländischen Dersum macht jetzt aus Sonnenlicht Strom. Deutschlandweit gehört die kleine Kirchengemeinde aus der Pfarreiengemeinschaft Maria Magdalena damit zu den Vorreitern, die Denkmal- und Klimaschutz vereinbar gemacht haben. Durch die unauffällige Integration von 42 leistungsstarken dunklen Photovoltaik-Elementen in das traditionelle Schieferdach segneten sowohl das Bistum Osnabrück als auch die Denkmalbehörde den Einbau an der ertragreichen wie von drei Seiten einsehbaren Südseite des sakralen Ziegelbaus ab.
"Als Kirche", sieht Gemeinde-Pfarrer Perk die Innovation pragmatisch, "haben wir eine Vorbildfunktion. Und damit die Verpflichtung, besondere Orte zu erhalten, die Schöpfung zu bewahren und gleichzeitig offen für Neues zu sein." Sauberer Solarstrom ist Klimaschutz vom Kirchendach und macht sich für die Gemeinde mittelfristig sogar bezahlt. Wenn der Himmel die Sonne über Dersum strahlen lässt und sich die Schäfchenwolken im neuen Dach spiegeln, klingelt es in der Kirchenkasse. Als "gewerblicher" Volleinspeiser überweist der regionale Energieversorger der katholischen Gemeinde pro Kilowattstunde noch rund 15 Cent - und das steuerfrei. "So leisten wir nicht nur einen Beitrag zur Nachhaltigkeit sondern sichern mit dem Ertrag gleichzeitig nachhaltig unsere Kirchenfinanzen," ist Christoph Ahlers als Kirchbaumeister der Gemeinde auch vom wirtschaftlichen Erfolg überzeugt.
Fast 18 kWp Energie liefert die Anlage in der Spitze ab. "Sie kann sich damit rechnerisch in rund acht Jahren amortisiert haben," betont Frank Rummel, Geschäftsleiter bei Rathscheck Schiefer. Für das deutsche Unternehmen mit Sitz in der Vulkaneifel ist das Kirchendach im Dorfmittelpunkt von Dersum nur der Anfang für eine flächendeckende Revolution auf denkmalgeschützten Immobilien. Erhebungen von statista.com gehen allein in Deutschland von rund 45 000 kirchlichen Gebäuden aus, "von denen sich grob geschätzt mehr als 50 Prozent wegen der häufig traditionell südlichen Ausrichtung für Photovoltaik eignen," so Rummel.
Die evangelische Kirche im Rheinland bilanzierte bereits vor Jahren das bisher weitgehend unausgeschöpfte Energiepotential auf mehr als 2000 eigenen Dächern auf 1,9 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Doch erst mit der Energiekrise haben die meisten Bundesländer die strikten Regeln für den Denkmalschutz gelockert und den Weg für Solarstrom frei gemacht - wenn die Optik historischer Bausubstanz nicht beeinträchtigt wird. Die Verschmelzung traditioneller Architektur mit moderner Umwelttechnologie in Vereinbarkeit mit dem Denkmalschutz gilt dabei als ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg der Energiewende.
Das Indach-Photovoltaiksystem von Rathscheck verbindet nicht nur jahrhundertealte Schiefertradition dauerhaft und nachhaltig mit smarter Technik und anspruchsvoller Ästhetik (Ahlers: "Es sieht einfach auch chic aus") sondern macht die Sanierung von Anfang an attraktiv: Unter den Solarmodulen, die sowohl den eigenen Strombedarf der Gotteshäuser decken können und Zusatzeinnahmen über den Stromverkauf generieren, ist keine zusätzliche Eindeckung nötig. "Im Rahmen einer Sanierung", weiß Kirchenvorstand Ahlers, "war das mit Blick auf die Gesamtkosten die perfekte Lösung."
Neben Sturmschäden am Hauptdach konnten die Dersumer gleichzeitig eine Altlast beseitigen: Auf dem modernen polygonalen Kirchen-Anbau aus den Endsiebziger Jahren befanden sich noch asbesthaltige Schieferimitate. Sie wurden entfernt und durch das natürliche Original im klassischen Bogenschnitt ersetzt - nahezu so, wie beim Bau im Jahre 1865. Schiefer gilt nicht nur als eine der langlebigsten Dacheindeckungen, sondern auch als eine der Nachhaltigsten: Die Energie für den Produktionsprozess hat die Natur vor 400 Millionen Jahren durch gewaltige Erdverschiebungen selbst geliefert. Schiefer für Dach und Fassade gibt es dank modernster Bearbeitungstechnik heute in vielen Varianten - von traditionell bis modern. Photovoltaikmodule lassen sich in alle Deckarten nahezu flächenbündig einbauen.
Die Integration von Photovoltaik in denkmalgeschützte Gebäude wie die St. Antonius Kirche in Dersum zeigt, dass Klimaschutz und Denkmalschutz Hand in Hand gehen können. Diese Projekte sind nicht nur technisch und wirtschaftlich sinnvoll, sondern setzen auch ein starkes Zeichen für die Zukunft. Sie beweisen, dass historische Gebäude nicht nur bewahrt, sondern auch modernisiert werden können, ohne ihren Charakter zu verlieren. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für viele weitere denkmalgeschützte Gebäude, die bisher als ungeeignet für moderne Technologien galten.
Die Erfolgsgeschichte von St. Antonius könnte als Modell für andere Gemeinden dienen. Die Kombination aus wirtschaftlicher Rentabilität, ästhetischer Integration und der Erfüllung von Denkmalschutzauflagen zeigt, dass es möglich ist, innovative Lösungen zu finden, die sowohl die Vergangenheit ehren als auch die Zukunft sichern. Es bleibt zu hoffen, dass viele weitere Gemeinden diesem Beispiel folgen und die Vorteile der Photovoltaik für sich entdecken.
Der Artikel "St. Antonius holt den Strom vom Himmel" zeigt eindrucksvoll, wie eine kleine Kirchengemeinde im Emsland zum Vorreiter für denkmalverträgliche Photovoltaik wurde. Die Kombination von Innovation und Integration spielt eine zentrale Rolle bei der Umsetzung solcher Projekte. Ähnlich innovativ sind auch andere Ansätze im Bereich der erneuerbaren Energien.
Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von Agrarroboter mit Photovoltaik für Gemüseanbau. Diese Technologie nutzt Photovoltaik, um den Energiebedarf von Agrarrobotern zu decken. Das zeigt, wie vielseitig und nützlich Photovoltaik sein kann. Solche Lösungen tragen dazu bei, die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten und den Einsatz erneuerbarer Energien zu fördern.
Ein weiteres spannendes Thema ist die agri-pv landwirtschaftliche Nutzung. Diese Technologie kombiniert Landwirtschaft und Photovoltaik, um Flächen effizienter zu nutzen. Dadurch wird nicht nur der Ertrag gesteigert, sondern auch die Umwelt geschont. Solche innovativen Ansätze zeigen, wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten von Photovoltaik sind und welche Vorteile sie bieten.
Auch im städtischen Bereich gibt es interessante Entwicklungen. So können städtische Wärmenetze durch Großwärmepumpen effizienter und umweltfreundlicher gestaltet werden. Diese Systeme nutzen erneuerbare Energien, um Wärme zu erzeugen und zu verteilen. Das ist ein weiterer Schritt in Richtung einer nachhaltigen und klimafreundlichen Energieversorgung. Solche Projekte zeigen, wie wichtig es ist, erneuerbare Energien in verschiedenen Bereichen zu integrieren.